Der Bericht gibt einen ersten Einblick in den Zustand und die Belastungen von stehenden Kleingewässern in der Agrarlandschaft Deutschlands und stellt die Grundlage für künftige Trendentwicklungen dar. “Wir haben jetzt endlich die Möglichkeit, über Zustand und Belastungen von Kleingewässern zu berichten und sie einzuordnen. Kleingewässer sind nämlich essenziell für Artenvielfalt und die Stabilität unserer Ökosysteme, vor allem weil viele Insekten auf sie angewiesen sind” freut sich Lena Ruf. Sie ist Teil der von Dr. Stefan Lorenz geleiteten Arbeitsgruppe Gewässerschutz am Julius Kühn-Institut (JKI). Der Bericht zeige, dass eine generelle Verringerung von Schadstoffeinträgen notwendig ist. Die Ergebnisse weisen außerdem auf die große Bedeutung von Schutz und Wiederherstellung der Habitatvielfalt und Vegetation in und um die Gewässer hin.
MonViA Monitoringkonzept für Gewässerinsekten
Der Bericht beschreibt die Ergebnisse der ersten Umsetzung des MonViA Monitoringkonzeptes zur Bewertung der Biodiversität von Söllen. Sölle sind stehende Kleingewässer im Ackerland, die bereits seit der letzten Eiszeit existieren. Das Konzept wurde im Rahmen von MonViA vom JKI entwickelt. Es enthält ein Set von Indikatoren zur Bewertung des Zustands der Biodiversität und deren Belastungsfaktoren aus der Landwirtschaft. Dabei liegt der Fokus auf der Biodiversität der am Gewässergrund lebenden wirbellosen Organismen, dem Makrozoobenthos. Dieses reagiert sehr empfindlich auf Änderungen seines Lebensraums und eignet sich daher besonders als Bioindikator für menschlich verursachte und andere ökologische Einflüsse.
Indikatoren für die Biodiversität der Kleingewässer
Die entwickelten Indikatoren beschreiben:
- Die Artenvielfalt des Makrozoobenthos als
o Artenzahl,
o Anzahl besonders empfindlicher Arten wie Eintagsfliegen, Steinfliegen und Köcherfliegen sowie
o Shannon-Index, ein Messwert, der die Vielfalt einer Artengemeinschaft basierend auf der Anzahl vorkommender Arten und deren Individuenzahlen beschreibt, - die Belastung durch Pflanzenschutzmittel,
- Umfang der Ufervegetation wie Bäume und Büsche,
- die Auswirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Diversität des Makrozoobenthos und
- die Auswirkung von Habitatvielfalt auf die Diversität des Makrozoobenthos.
Ergebnisse
Dem Bericht zufolge wirken sich eine geringe Anzahl verschiedener Lebensräume, wie beispielsweise Laub, Schlamm, Wasserpflanzen oder Schilf, innerhalb der Sölle und eine fehlende Abschirmung vor Schadstoffeinträgen durch aufragende Ufervegetation sehr negativ auf die Vielfalt der Gewässerorganismen aus. Einige Gewässer waren zudem stark mit einzelnen Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen belastet.
Die erstellten Indikatoren wurden im Zuge dieser ersten Anwendung validiert und weiterentwickelt. Im Rahmen der Auswertung konnten außerdem die Daten harmonisiert werden, was die Vergleichbarkeit zu zukünftig erhobenen Daten gewährleistet. Eine Optimierung der Indikatoren zur Ufervegetation und der Wirkung von Pflanzenschutzmitteln auf die Biodiversität findet gegenwärtig statt und wird in Kürze veröffentlicht.
Der Bericht ist abrufbar unter: https://www.openagrar.de/receive/openagrar_mods_00101713