
Seit 2021 engagieren sich mehr als 350 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer beim Monitoring hohlraumnistender Wildbienen in Agrarlandschaften. Sie betreuen Nisthilfen und dokumentieren die Besiedlung fotografisch. Diese Fotos werden von Forschenden am Thünen-Institut für Biodiversität ausgewertet, um die Wildbienenarten zu erfassen. Oft gelingt dies jedoch nur auf Gattungsniveau, sodass eine genaue Artbestimmung nicht möglich ist.
Ende 2023 wurden die Nisthilfen nach dem Schlupf der Bienen erstmals von Ehrenamtlichen für die sogenannte eDNA-Analyse (environmental DNA, Umwelt-DNA) beprobt. Diese Proben wurden an das Thünen-Institut geschickt und dort im DNA-Labor ausgewertet. Erste Ergebnisse liegen nun vor und wurden in einem Online-Webinar präsentiert.
Erweiterte Artenvielfalt durch eDNA-Analyse darstellbar
Die eDNA-Analyse kann die durch Fotos erfasste Artenvielfalt erweitern und Art-Komplexe auflösen. Dadurch konnte zum Beispiel in der Gattung der Blattschneiderbienen genauer erfasst werden, welche Arten in den Nisthilfen vorkamen. Unter anderem konnte so die gefährdete Holz-Blattschneiderbiene (Megachile ligniseca) nachgewiesen werden.
Auch Kuckucksbienen wie die Kurze Düsterbiene (Stelis breviuscula) konnten durch die DNA-Analyse erfasst werden, die anhand der Fotos bislang noch nicht auf Artebene gefunden wurden.
Insgesamt konnten mit Hilfe von Fotos neun Artengruppen erfasst werden, innerhalb derer 16 Arten mit Hilfe der eDNA-Analyse detektiert wurden. Hinzu kamen zwei weitere Arten, die nur mittels Foto beobachtet wurden und drei Arten, die nur mittels eDNA-Analyse erfasst wurden.
Mehr als nur Artenvielfalt
Die eDNA-Analyse liefert auch wichtige weitere Daten zur Artengemeinschaft innerhalb der Nisthilfen. Sie ermöglicht die Erfassung innerartlicher Vielfalt, die Erfassung von Gegenspielern und hohlraumnistenden Wespen sowie die Analyse von pflanzlichen Rückständen. Dadurch kann das Sammelverhalten der Wildbienen im Zusammenhang mit der umgebenden Agrarlandschaft untersucht werden.
Fotografische Erfassung bleibt wichtig
Allerding kann die eDNA-Analyse die fotografische Erfassung der Wildbienen nicht vollständig ersetzen. Einige selten vorkommende Arten wie die Platterbsen-Mörtelbiene (Megachile ericetorum) und die Östliche Zwergwollbiene (Pseudoanthidium nanum) wurden bisher ausschließlich durch die fotografische Analyse nachgewiesen. Insgesamt ergibt nur die Kombination der beiden Methoden ein umfassendes Bild innerhalb der Nisthilfen. Das Wildbienenmonitoring wird deshalb zukünftig beide nutzen.
Was ist eDNA?
Organismen hinterlassen durch ihre Interaktion mit der Umwelt DNA-Spuren, sogenannte Umwelt-DNA (eDNA). Diese Spuren können zur minimal-invasiven Biodiversitätserfassung genutzt werden. Im Falle der Nisthilfen kann eDNA in Form von Kot- und Pollenresten vorliegen und wird nach dem Schlupf der Bienen und Wespen aus den Niströhren gekratzt. Die darin enthaltende DNA wird im Labor aufbereitet und zur erweiterten Arterfassung genutzt.
Gemeinsam für die Wildbienen
Forschende der Arbeitsgruppen Wildbienen-Monitoring in Agrarlandschaften und Molekulare Ökologie in Agrarlandschaften führen im Rahmen von MonViA seit 2021 das Wildbienen-Monitoring durch. Ziel ist es, den Zustand und die Bestandstrends von Wildbienen in Agrarlandschaften zu erfassen. Gemeinsam mit zahlreichen Ehrenamtlichen wird das Monitoring kontinuierlich weiterentwickelt.
Mehr Informationen über dieses spannende Projekt finden sich hier.
Kontakt: Thünen-Institut für Biodiversität, wildbienen(at)thuenen(dot)de, Telefon: +49 (0) 531 2570 2200