Parasitische lebende Wespen und Fliegen oder spezialisierte Räuber wie z.B. blattlausfressende Schwebfliegen, Marienkäfer oder Raubwanzen sind eng verflochten mit der Populationsdynamik ihrer Wirts- und Beutearten und besitzen eine prominente Funktion in Nahrungsnetzen. Ihr Vorkommen und ihre Zahl sind wichtige Indikatoren für die Ökosystemdienstleisung „Schädlingsregulierung“ und das Vorkommen bestimmter Wirtsarten. Das Trendmonitoring hat zum Ziel, eine Datengrundlage über langfristige Bestandsänderungen dieser Nützlinge in Abhängigkeit von Landnutzung und anderer exogener Faktoren (Klimaveränderungen) zu schaffen. Methoden für ein Monitoring dieser Zielgruppen werden zunächst an ausgewählten Standorten etabliert und ihre Eignung für ein langfristiges Trendmonitoring geprüft. Zudem werden Parameter erfasst, die zur Bewertung des Fitnesszustandes dieser Arten in Abhängigkeit von in der Agrarlandschaft vorhandenen Nahrungsressourcen mittels biochemischer und physiologischer Methoden dienen können. Ziel ist die Modellierung der beprobten Landnutzungssysteme auf Artenspektrum, Häufigkeit und Fitnesszustand diverser Nützlinge.
Das System für ein Trendmonitoring wird zunächst an mehreren Standorten im Südwesten Deutschlands entwickelt. Diese Region ist klimatisch begünstigt, strukturreich und weist einen vielfältigen Anbau von Kulturpflanzen auf. In der Modellphase wird das Monitoring in Refugialhabitaten (Hecken, evtl. Dauerbrachen) in der Agrarlandschaft, im Dauergrünland sowie in Streuobstwiesen stattfinden. Eine langfristige Betreuung durch das Institut für Biologischen Pflanzenschutz soll möglich sein bzw. in Kooperation mit anderen Institutionen auch auf andere Regionen ausgeweitet werden. Zudem wird das Institut für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau auch ein System für das Trendmonitoring parasitoider Wespen und den naturschutzrelevanten Wildbienen und Grabwespen in unterschiedlich bewirtschafteten Weinbergen aufbauen.
Ein Teil des Monitorings erfolgt mithilfe eines Citizen Science-Ansatzes, in dem verschiedene Bevölkerungsgruppen in die Datenerhebung eingebunden werden (z. B. Landwirte, Schulklassen, interessierte Bürger). Hier geht es darum, das Vorkommen bestimmter auffälliger Nützlinge (z. B. Schwebfliegen, Marienkäfer) auf „Schaupflanzen“ (z.B. Apiaceae) am Ackerrand, in Sonderkulturen (Obst, Wein) oder auch Kleingärten zu bestimmten Jahreszeiten zu erheben. Auch andere, leicht durchzuführende Erhebungsmethoden sollen zum Einsatz kommen, z.B. nichtdestruktive Klopfproben oder das Anbringen von Wellpappen an Baumstämmen. Ziel ist es ein Informationsnetzwerk für die Öffentlichkeit (medienwissenschaftlich fundiert) aufzubauen und ein Webmodul für die Datenerfassung, einschließlich Auswertungsroutinen, zu entwickeln. In der ersten Phase sind zwei Zielgruppen im Fokus: Landwirte und Kleingärtner (z.B. über Bundesverband Deutsche Gartenfreunde).