Emsig wie eine Biene
Die kleine Biene Maja ist wohl das berühmteste Beispiel ihrer Art. Auch die realen Honigbienen (Apis mellifera) haben einige Fans in der Gesellschaft und werden mit positiven Eigenschaften verbunden, wie etwa Fleiß, Ausdauer und soziales Verhalten. Das ausgeprägte Sozialverhalten zeichnet sich beispielsweise durch die hohe Arbeitsteilung innerhalb des Bienenvolkes und die gemeinsame Nahrungsbeschaffung und –verteilung aus. Die soziale Gemeinschaft des Volkes entscheidet letztendlich auch über das Überleben jeder einzelnen Honigbiene.
Besonders für die Bestäubung von Rapsfeldern, Obstbäumen oder anderen Massentrachten sind sie als „Bestäuber-Generalisten“ unerlässlich, um der landwirtschaftlichen Produktion zu reichlicheren Erträgen zu verhelfen. Dabei gehören die Landwirtschaft und Imkerei eng zusammen, da sie aufeinander angewiesen sind. Landwirte bieten den domestizierten Honigbienen eine Futtergrundlage, benötigen jedoch auch die Bestäubungsleistung für ihre Kulturpflanzen.
Konkurrenz zwischen Honig- und Wildbienen?
Die Honigbiene ist eine von zahlreichen Bienenarten, wovon alle eine wichtige Rolle für die Bestäubung von Kultur- und auch Wildpflanzen einnehmen. Auf Basis der gemeinsamen Bestäuberleistung und dem dafür notwendigen Blütenangebot gibt es immer mehr Studien, die sich mit der Frage beschäftigen, ob die Honigbiene eine Gefahr für Wildbienen darstellt. Da diese Fragestellung ein ganzheitliches Verständnis der Zusammenhänge in der Natur erfordert ist sie aufgrund der Komplexität entsprechend umstritten. Ein im März 2023 erschienener Artikel der Österreichischen Entomologischen Gesellschaft (ÖEG) untersuchte im kritischen Kontext, ob Honigbienen andere Bienenarten durch Konkurrenz verdrängen und ob sich dies auch auf den deutschsprachigen Raum übertragen lässt. Nach der Analyse 16 verschiedener Studien zu diesem Thema, kommen die Autoren zu folgendem Schluss:
- Aus dem deutschsprachigen Raum liegen nicht genügend Studien vor, um die Frage der Konkurrenz mit fundierten Daten zu belegen.
- Trotz zahlreicher Studien aus anderen Ländern muss die Anzahl der Artikel, die problematische Konkurrenzsituationen zwischen Honigbienen und Wildbienen belegen, kritisch interpretiert werden (“Wissenschaftliche Kontextualisierung“).
- Eine isolierte Betrachtung des Faktors Honigbiene für die Erklärung von Wildbienenpopulationen ist wenig zielführend, da es zahlreiche Faktoren gibt, die nachgewiesenermaßen allen Bienen schaden, wie etwa Krankheitserreger, Pestizide, oder der Habitat Verlust.
Daraus ergibt sich der Konsens, dass der Erhalt oder die Wiederherstellung naturnaher Habitate und die Schaffung ressourcenreicher Lebensräume allen Bienen zugutekommt und bei Erhaltungsmaßnahmen berücksichtigt werden sollte. Es zeigt jedoch auch, dass es diesbezüglich weiteren Forschungsbedarf gibt und fundierter Daten bedarf.
Rolle der Honigbiene in MonViA
Innerhalb von MonViA beschäftigt man sich mit anderen wissenschaftlichen Fragestellungen zur Honigbiene. Schon seit vielen Jahren werden Völkerverluste der Honigbiene beobachtet, unter anderem aufgrund von Krankheiten oder der Varroa-Milbe. Um weitere Rückschlüsse auf die Populationsentwicklung der Bienenvölker zu ziehen, braucht es eine größere Datengrundlage und ein regelmäßiges Monitoring, besonders in Agrarlandschaften.
Innerhalb des Honigbienen-Monitorings des Julius-Kühn Instituts wird eine bundesweite Datengrundlage zum Zustand und der Entwicklung von Honigbienen und Bienenhaltung in Agrarlandschaften erarbeitet. Anhand bestehender historischer und aktueller Datensätze (u.a. Gewicht der Bienenvölker, Landnutzungs-, Umwelt- und Wetterdaten) werden Langzeittrendanalysen ermöglicht. Langfristig sollen mithilfe dieser Daten Aussagen über die Auswirkungen der Landnutzung auf die Verbreitung und Vitalität der Honigbienen getätigt werden. Ebenso wird an einer digitalen Plattform gearbeitet, auf der regional erhobene Erfassungsdaten aus unterschiedlichen Quellen in einer Datenbank zusammengeführt werden sollen.
Im Rahmen des genetischen Honigbienenmonitorings der BLE findet erstmalig eine repräsentative Erfassung der Honigbienenvielfalt in Deutschland statt. Dazu werden landesweit bei Imkerinnen und Imkern sowie Züchterinnen und Züchtern Arbeiterinnenproben genommen und genetisch analysiert. Dadurch erhofft man sich Rückschlüsse auf vorhandene Unterarten, Linien und ihre Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb der deutschen Honigbienenpopulationen ziehen zu können. Daraus lassen sich eventuelle Gefährdungsgrade einzelner Linien ableiten, worauf sich entsprechende Erhaltungsmaßnahmen stützen können. Auftragnehmer ist das Länderinstitut für Bienenkunde in Hohen Neuendorf. Das Projekt läuft noch bis 2024.