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Landromantik im Gerstenfeld

Die vielseitige Getreideart hat hierzulande vielerorts einen festen Platz auf den Äckern eingenommen. Auch im Landkreis Goslar, wo das heutige Bild aus dem MonViA Fotowettbewerb entstanden ist.

M. Hildebrandt

Der Dinosaurier des Getreides

Neben Einkorn und Emmer gehört die Gerste zu den ältesten Getreidearten, die bereits vor 6000 Jahren in Asien angebaut wurde. Ob bespelzt, mehrzeilig, oder lockerährig, die Gerste kommt in einer großen Vielfalt daher. Die Formen- und Sortenvielfalt hat sich insgesamt jedoch stark verringert, unter anderem aufgrund von veränderten Ernährungsgewohnheiten und Anbaumethoden.

Gerstenanbau der Gegenwart

Mit ca. 1,6 Mio. ha Anbaufläche stellt Gerste die zweitgrößte Getreideart in Deutschland dar. Der Anbau nimmt etwa ein Viertel der Gesamtfläche des nationalen Getreideanbaus ein (Destatis 2023). Für die Gerste sind Sommer- und Wintersorten erhältlich, die je nach späteren Nutzen und gewünschten Eigenschaften ausgewählt werden. In Deutschland hat die Gerste einen festen Platz in der Fruchtfolge der meisten Landwirtschaftsbetriebe eingenommen, beispielsweise als Vorfrucht vor Raps. Einsatzmöglichkeiten gibt es verschiedene, jedoch wird sie größtenteils als Tierfutter und zum Bierbrauen verwendet. Bei der Herstellung von Bier ist die Braugerste ein wichtiger Bestandteil der ursprünglichen Rezeptur. Laut Reinheitsgebot dürfen nämlich nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser zum Brauen von Bier genutzt werden. Beim sogenannten Mälzen werden die Gerstenkörner gekeimt und getrocknet, wobei Malz entsteht. Bereits mit einer Tonne Malz lassen sich 5.000 Liter Bier brauen. Auf dem Teller ist die Getreideart eher unterrepräsentiert, da sie sich nicht zum Backen eignet aufgrund ihres geringen Glutenanteils. Aus Ernährungssicht ist der Verzehr von Gerstengraupen (geschälte Gerstenkörner) durch ihren hohen Anteil an Ballast- und Mineralstoffen jedoch sehr zu empfehlen.

Wertschöpfung mit alten Gerstensorten

Wie lässt sich biologische Vielfalt am besten vermarkten, wenn nicht für der Deutschen liebstes Getränk? Regionale Erfolgsgeschichten zeigen, dass regionales Bier aus alten Braugerstensorten bei den Konsumenten Zuspruch findet. Imperial- und Chevaliergerste sind solche alten Sorten aus denen sich hochwertiges Bier mit besonderer regionaler Historie und Geschmack herstellen lässt. Diese und weitere Nutzpflanzen, die im Anbau nur noch schwer zu finden sind, werden  in der „Roten Liste der gefährdeten einheimischen Nutzenpflanzen“ gelistet. Diese macht auf das Verschwinden von einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland aufmerksam. Die Wertschöpfung mit alten Gerstensorten zeigt nur ein Beispiel, wie die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt unterstützt werden kann.

Weitere Bilder des MonViA Fotowettbewerbes finden Sie hier.